Machen Sie aus Ihrer Wartezeit am Bahnhof doch mal wertvolle Lesezeit. Ganz gleich, ob Sie nur 5 Minuten haben oder sogar 30. Tauchen Sie ein in große Werke der Weltliteratur. Lassen Sie sich von den Gedanken der größten Erzähler:innen und Denker:innen aller Zeiten berühren.
Jules Vernes berühmter Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ war zu seiner Entstehungszeit ein Meilenstein und gilt als kultureller Ursprung eines ganzen Genres: der Science‑Fiction. Bis heute ist der Roman relevant als Reflexion über die Ambivalenz von Technologie. In Zeiten von Tiefseebergbau, Klimawandel und Artensterben erinnert Jules Verne an Verantwortung gegenüber den Weltmeeren und lädt ein zu neugierigem Denken. Fortschritt braucht Ethik und Entdecken heißt auch Bewahren.
Ihre Version* von „20.000 Meilen unter dem Meer“ von Jules Verne in:
Link zu diesem Abschnitt kopieren1866 versetzte ein Seeungeheuer die Welt in Schrecken. Ich, Professor Arronax, jagte es mit meinem Diener Conseil und dem Harpunier Ned Land auf der Fregatte Abraham Lincoln. Nach einer Kollision entpuppte sich das Monster als ein stählernes Unterseeboot. Wir wurden in sein Inneres gezerrt und zu Gefangenen.
Unser Kerker war die Nautilus, befehligt von Kapitän Nemo. Er erklärte, wir dürften sein Schiff nie verlassen. Doch welch eine Gefangenschaft! Die Nautilus wurde von Elektrizität betrieben und barg unschätzbare Kunstwerke. Durch große Fenster sahen wir die Wunder des Ozeans. Nemo selbst war ein Genie, das mit der Menschheit gebrochen hatte, erfüllt von Schmerz und Hass.
Unser Leben an Bord war eine Folge von Wundern. In schweren Taucheranzügen durchschritten wir unterseeische Wälder, wo die Pflanzenwelt senkrecht dem Lichte entgegenstrebte. Der Höhepunkt war jedoch die Nacht, in der der Kapitän mich auf den Gipfel eines unterseeischen Berges führte. Im Schein eines Vulkans erblickten wir die Ruinen einer versunkenen Stadt. Auf einen Felsen schrieb er das Wort: Atlantis. Wir standen auf dem verschwundenen Kontinent!
Nemos Kühnheit kannte keine Grenzen. Er steuerte auf die Meere Europas zu und offenbarte mir einen unterseeischen Tunnel unter dem Isthmus von Suez ins Mittelmeer. Dort übergab er einem Taucher Gold, um unterdrückte Völker zu unterstützen. Er war Rächer und Wohltäter zugleich.
Zur Verzweiflung Ned Lands steuerte der Kapitän nun südwärts. Mit unerhörter Kühnheit durchbrach die Nautilus die Eisbarrieren, und am 21. März erreichten wir den Südpol! Auf dem Rückweg wurden wir unter der Eisdecke gefangen. In einem verzweifelten Kampf gelang uns im letzten Moment die Flucht aus dem eisigen Grab.
Ein Kriegsschiff machte Jagd auf uns. Als Engel der Rache rammte und versenkte Nemo das Schiff mit der gesamten Mannschaft. Nach dieser Tat floh die Nautilus ziellos, bis wir in den Strudel des Maelstroms gerieten. In den Wirbeln löste Ned unser Beiboot. Ich erwachte in einer Fischerhütte, gerettet. Das Schicksal des Nautilus und Nemos bleibt aber ein Geheimnis der Tiefe.
Das Jahr 1866 war von einem seltsamen Ereignis geprägt, das die Welt in Aufruhr versetzte: Ein spindelförmiges Ungeheuer von unerhörter Schnelligkeit wurde auf allen Meeren gesichtet und war für den Untergang mancher Schiffe verantwortlich. Ich, Professor Arronax vom Museum zu Paris, wurde eingeladen, an der Expedition der Fregatte Abraham Lincoln teilzunehmen, um die Meere von dieser Plage zu befreien. An meiner Seite befanden sich mein treuer Diener Conseil und der Meister-Harpunier Ned Land.
Nach langer Suche stießen wir im Stillen Ozean auf das Phänomen. Eine furchtbare Jagd begann, die damit endete, dass unsere Fregatte gerammt und wir in die Fluten geschleudert wurden. Dem Tode nahe, fanden wir uns auf dem Rücken des „Ungeheuers“ wieder, welches sich zu unserem ungläubigen Staunen als ein unterseeisches Fahrzeug aus Eisenblech entpuppte! Bald darauf wurden wir in das Innere dieser fürchterlichen Maschine gezogen, als Gefangene einer unbekannten Macht.
Unser Entführer war Kapitän Nemo, Kommandant des Unterseebootes Nautilus. Er erklärte uns, dass wir, da wir sein Geheimnis kannten, sein Schiff niemals wieder verlassen dürften. Doch welch ein Kerker! Die Nautilus war ein Meisterwerk der Technik, gänzlich von Elektrizität betrieben. Durch die großen Glasfenster konnten wir das Leben des Ozeans in seiner ganzen Herrlichkeit beobachten. Kapitän Nemo selbst war ein Genie, das mit der Menschheit gebrochen hatte, dessen Beweggründe in einem undurchdringlichen Geheimnis lagen.
Unser Leben an Bord war eine Folge von Wundern. Während Ned Land nur an Flucht dachte, ergaben Conseil und ich uns dem Zauber dieser Reise. In schweren Taucheranzügen durchschritten wir auf dem Grunde des Meeres die Wälder der Insel Crespo, wo die Pflanzenwelt senkrecht dem Lichte entgegenstrebte. Doch der Höhepunkt unserer Reise durch die Tiefen des Atlantiks war die Nacht, in der der Kapitän mich auf den Gipfel eines unterseeischen Berges führte. Im Schein eines nahen Vulkans erblickten wir die Ruinen einer versunkenen Stadt. Auf einen Basaltfelsen schrieb der Kapitän ein einziges Wort: Atlantis.
Die Launen des Kapitäns waren unberechenbar. Er steuerte auf die Meere Europas zu und offenbarte mir ein weiteres seiner Geheimnisse: einen natürlichen, unterseeischen Tunnel unter dem Isthmus von Suez, durch den wir in weniger als zwanzig Minuten vom Roten Meer ins Mittelländische gelangten! Hier wurde ich Zeuge, wie er einem Taucher einen Koffer voller Goldbarren übergab. Ich begriff nun, dass er die Schätze der Tiefe nutzte, um im Verborgenen die unterdrückten Völker in ihrem Freiheitskampf zu unterstützen. Er, der die Menschheit floh, war zugleich ihr Rächer und Wohltäter.
Zur Verzweiflung Ned Lands steuerte der Kapitän nun südwärts. Mit unerhörter Kühnheit durchbrach die Nautilus die Eisbarrieren, und am 21. März erreichten wir den Südpol! Nemo nahm Besitz von diesem unberührten Punkt der Erde. Doch der Triumph währte kurz. Auf dem Rückweg verkeilte ein umstürzender Eisberg die Nautilus unter einer unermesslichen Eisdecke. Wir waren gefangen! Während unser Luftvorrat zur Neige ging, kämpften wir verzweifelt gegen das Eis. In einem letzten, gewaltigen Anstoß rammte die Nautilus die Decke über uns und wir brachen im letzten Augenblick an die Oberfläche durch.
Dieses schreckliche Erlebnis bestärkte Ned Lands Fluchtwillen. Unsere Pläne wurden jedoch durchkreuzt, erst durch einen Kampf mit Riesenkalmaren, dann durch ein Kriegsschiff, das uns unerbittlich verfolgte. Ich verstand nun: Die Welt machte Jagd auf Nemo. Verwandelt in einen Engel der Rache, rammte der Kapitän das Kriegsschiff und versenkte es. Gelähmt vor Entsetzen sah ich zu, wie es mit seiner gesamten Mannschaft in die Tiefe sank.
Nach dieser grauenvollen Tat floh die Nautilus ziellos, bis wir an der Küste Norwegens in den furchtbaren Strudel des Maelstroms gerieten. Während die Nautilus in den Abgrund gerissen wurde, löste Ned unser Beiboot. Ein harter Stoß, und ich verlor die Besinnung. Ich erwachte mit meinen Gefährten in der Hütte eines Fischers, gerettet aus dem Schlund des Meeres. Was aber ist aus der Nautilus und ihrem Kapitän geworden? Ich hoffe, er hat überlebt, damit sein Wissen von der Welt nicht auf ewig verloren sei.
Das Jahr 1866 war von einem seltsamen Ereignis geprägt, das die Welt in Aufruhr versetzte: Ein spindelförmiges Ungeheuer von unerhörter Schnelligkeit wurde auf allen Meeren gesichtet und war für den Untergang mancher Schiffe verantwortlich. Ich, Professor Arronax vom Museum zu Paris, erklärte nach sorgfältiger Prüfung die Existenz eines kolossalen Meerestieres für wahrscheinlich, woraufhin ich eingeladen wurde, an einer Expedition auf der Fregatte Abraham Lincoln teilzunehmen, um die Meere von dieser Plage zu befreien. An meiner Seite befanden sich mein treuer Diener Conseil, ein phlegmatischer Flamländer, sowie der Meister-Harpunier Ned Land, ein Kanadier von hitzigem Gemüt.
Nach monatelanger Suche stießen wir im Stillen Ozean auf das Phänomen. Eine furchtbare Jagd begann, doch das Wesen war uns an Geschwindigkeit weit überlegen. Nachdem es unsere Fregatte gerammt hatte, wurden ich, Ned Land und Conseil in die Fluten geschleudert. Dem Tode nahe, fanden wir uns auf dem Rücken des „Ungeheuers“ wieder, welches sich zu unserem ungläubigen Staunen als ein unterseeisches Fahrzeug aus Eisenblech entpuppte! Bald darauf öffnete sich eine Luke, und wir wurden von schweigenden Männern in das Innere dieser fürchterlichen Maschine gezogen, als Gefangene einer unbekannten Macht.
Aus Jägern waren wir zu Gefangenen geworden, eingesperrt in einem stählernen Kerker, der durch die Tiefen des Ozeans glitt. Doch welch ein Kerker! Unser erster Schrecken wich bald einem unbegrenzten Staunen, als uns der Kommandant empfing. Es war ein Mann von gebieterischer Gestalt, dessen Züge von tiefem Schmerz und eiserner Entschlossenheit sprachen. Er nannte sich Kapitän Nemo, und sein Schiff trug den Namen Nautilus.
Er erklärte uns, dass wir, da wir sein Geheimnis entdeckt hatten, sein Schiff niemals wieder verlassen dürften, gewährte uns jedoch die „Freiheit“ an Bord, Zeugen seiner Reise zu sein. Was wir sahen, übertraf meine kühnsten Träume! Die Nautilus war ein Meisterwerk der Technik, gänzlich von Elektrizität betrieben. Ein prachtvoller Salon mit Kunstschätzen, eine immense Bibliothek und vor allem die großen Glasfenster, durch welche wir das Leben des Ozeans beobachten konnten, fesselten meinen Geist. Kapitän Nemo hatte mit der Menschheit gebrochen; er war ein Genie, Richter und Henker zugleich, dessen Beweggründe in einem tiefen Hass auf eine Welt wurzelten, die ihm unsägliches Leid zugefügt haben musste.
Unser Leben an Bord war eine Folge von Wundern. Während Ned Land nur an Flucht dachte, ergaben Conseil und ich uns dem Zauber dieser Reise. In schweren Taucheranzügen durchschritten wir die unterseeischen Wälder der Insel Crespo, wo die Pflanzenwelt senkrecht dem Lichte entgegenstrebte. Eine andere denkwürdige Begebenheit führte uns zu den Perlenbänken von Ceylon. In einer Grotte zeigte er uns eine Riesen-Tridacna, die eine Perle von der Größe einer Kokosnuss barg – ein Schatz von unermesslichem Wert.
Doch der Höhepunkt unserer Reise durch die Tiefen des Atlantiks war die Nacht, in der der Kapitän mich auf den Gipfel eines unterseeischen Berges führte. Dort, im Schein eines nahen Vulkans, erblickten wir die Ruinen einer versunkenen Stadt. Auf einen Felsen schrieb der Kapitän das Wort: Atlantis. Wir standen auf dem verschwundenen Kontinent!
Die Launen des Kapitäns waren unberechenbar. Er steuerte auf die Meere Europas zu und offenbarte mir ein weiteres Geheimnis: einen unterseeischen Tunnel unter dem Isthmus von Suez, der das Rote Meer mit dem Mittelländischen verband! In weniger als zwanzig Minuten durchfuhren wir, von der Strömung getragen, diese finstere Galerie.
Hier, im griechischen Archipel, wurde ich Zeuge einer Szene, die mir einen tieferen Einblick in Nemos Charakter gewährte. Ein Taucher näherte sich, dem der Kapitän einen Koffer voller Goldbarren übergab. Ich begriff nun, dass er die Schätze von Vigo nutzte, um im Verborgenen die unterdrückten Völker in ihrem Freiheitskampf zu unterstützen. Er, der die Menschheit floh, war zugleich ihr Rächer und Wohltäter.
Die Reise ging weiter, stets mit rasender Geschwindigkeit, als wollte der Kapitän einer unsichtbaren Bedrohung entfliehen. Wir umfuhren das Kap der Guten Hoffnung und stießen in die antarktischen Gewässer vor. Ich konnte seine Verwegenheit kaum fassen, als er Kurs auf den Südpol nahm. Doch für die Nautilus schien es keine Hindernisse zu geben. Am 19. März durchstieß er die letzte Eisbarriere und schwamm in einem freien Meer! Am 21. März nahm er auf einem neu entdeckten Landstück Besitz vom Südpol in seinem eigenen Namen!
Doch der Triumph währte kurz: Ein umstürzender Eisberg verkeilte die Nautilus unter der Eisdecke. Wir waren gefangen, und unser Luftvorrat schwand. In einem verzweifelten Kampf gegen die Zeit und die Natur gelang es Nemo in letzter Minute, uns durch einen gewaltigen Rammstoß von unten durch die geschwächte Eisdecke zu befreien und dem sicheren Erstickungstod zu entreißen.
Dieses schreckliche Erlebnis hatte Ned Lands Fluchtwillen nur noch bestärkt. Doch unsere Pläne wurden durchkreuzt. Zuerst überfiel uns eine Herde Riesenkalmare, die einen Matrosen in die Tiefe riss. Kurz darauf sichteten wir ein Kriegsschiff, das Jagd auf uns machte. Nemo, verwandelt in einen Engel der Rache, rammte das Kriegsschiff und versenkte es. Gelähmt sah ich zu, wie das Schiff mit seiner gesamten Mannschaft in den Fluten versank.
Nach dieser grauenvollen Tat floh die Nautilus ziellos nordwärts, bis wir an der Küste Norwegens in den furchtbaren Strudel des Maelstroms gerieten. Dies war unsere letzte, verzweifelte Chance. In den tobenden Wirbeln löste Ned unser Beiboot. Ein Krachen, dann verlor ich die Besinnung. Als ich erwachte, befand ich mich mit meinen Gefährten in der Hütte eines Fischers auf den Lofoten-Inseln. Wir waren gerettet. Was aber ist aus der Nautilus und seinem Kapitän geworden? Hat er den Strudel überlebt? Ich hoffe es. Denn er und ich, wir sind die einzigen, welche die Antwort auf die Frage geben können: „Wer hat je die Tiefen des Abgrundes zu erforschen vermocht?“
Das Jahr 1866 war von einem unerklärlichen Ereignis geprägt, das die Welt in Aufruhr versetzte. Ein spindelförmiges Ungeheuer von unerhörter Schnelligkeit wurde auf allen Meeren gesichtet und war für den Untergang mancher Schiffe verantwortlich. Ich, Professor Arronax vom naturhistorischen Museum zu Paris, erklärte nach sorgfältiger Prüfung die Existenz eines kolossalen Meerestieres für wahrscheinlich und wurde eingeladen, an der Expedition der Fregatte Abraham Lincoln teilzunehmen, um die Meere von dieser Plage zu befreien. An meiner Seite befanden sich mein treuer Diener Conseil, ein phlegmatischer Flamländer, sowie der Meister-Harpunier Ned Land, ein Kanadier von hitzigem Gemüt.
Nach monatelanger, vergeblicher Suche stießen wir endlich im Stillen Ozean auf das Phänomen. Eine furchtbare Jagd begann, doch das Wesen war uns an Geschwindigkeit und Wendigkeit weit überlegen. In einem kühnen Manöver rammte es unsere Fregatte, und ich wurde, mitsamt Ned Land und Conseil, in die tobenden, schäumenden Fluten geschleudert. Dem Tode durch Ertrinken nahe, fanden wir uns plötzlich auf dem Rücken des „Ungeheuers“ wieder, welches sich zu unserem ungläubigen Staunen als ein unterseeisches Fahrzeug von Menschenhand, ganz aus Eisenblech gefertigt, entpuppte! Bald darauf öffnete sich eine Luke, und wir wurden von schweigenden Männern in das Innere dieser fürchterlichen Maschine gezogen, als Gefangene einer unbekannten Macht.
Unser Kerker offenbarte sich als die Nautilus, ein wahres Meisterwerk der Ingenieurskunst, befehligt von einem Mann, der sich Kapitän Nemo nannte. Er erklärte uns, dass wir, da wir sein Geheimnis kannten, sein Schiff niemals wieder verlassen dürften. Doch welch eine Gefangenschaft! Die Nautilus wurde gänzlich von Elektrizität betrieben, die aus den Elementen des Meeres selbst gewonnen wurde. Sein Inneres barg einen prachtvollen Salon, geschmückt mit unschätzbaren Kunstwerken und den seltensten Schätzen der Natur, eine immense Bibliothek von zwölftausend Bänden und vor allem die großen Glasfenster, durch welche wir das Leben des Ozeans in seiner ganzen furchtbaren Herrlichkeit beobachten konnten.
Kapitän Nemo hatte mit der Menschheit gebrochen; er war ein Genie, Richter und Henker zugleich, dessen Beweggründe in einem tiefen, undurchdringlichen Hass auf eine Welt wurzelten, die ihm unsägliches Leid zugefügt haben musste. Er war ein Mann von gebieterischer Gestalt, dessen edle Züge von einem tiefen Schmerz und einer eisernen Entschlossenheit sprachen. Er lebte nur für sein Meer, das ihm Heimat, Zuflucht und Jagdgrund zugleich war.
Unser Leben an Bord war eine ununterbrochene Folge von Wundern. Während Ned Land nur an Flucht dachte, ergaben Conseil und ich uns dem Zauber dieser Entdeckungsreise. Kapitän Nemo lud uns zu einer Jagd ein, doch welch eine Jagd! In schweren Taucheranzügen, bewaffnet mit elektrischen Gewehren, durchschritten wir auf dem Grunde des Meeres die Wälder der Insel Crespo! Hier wuchsen die Pflanzen nicht gebückt zur Erde, sondern strebten senkrecht dem Lichte entgegen, und wir wandelten durch ein Gehölz von mineralisierten Bäumen, während über unseren Häuptern riesige Meeresspinnen und andere Ungeheuer lauerten.
Eine andere denkwürdige Begebenheit führte uns zu den Perlenbänken von Ceylon. Dort, in einer verborgenen Grotte, zeigte uns Kapitän Nemo eine Riesen-Tridacna, in deren Innerem eine Perle von der Größe einer Kokosnuss reifte – ein Schatz von unermesslichem Wert. Doch der Höhepunkt unserer Reise durch die Tiefen des Atlantiks war die Nacht, in der der Kapitän mich auf den Gipfel eines unterseeischen Berges führte. Im Schein eines nahen Vulkans erblickten wir die Ruinen einer versunkenen Stadt – mit zerfallenen Tempeln und eingestürzten Aquädukten. Auf einen Basaltfelsen schrieb der Kapitän ein einziges Wort: Atlantis. Wir standen auf dem verschwundenen Kontinent!
Die Launen des Kapitäns Nemo waren unberechenbar. Nachdem er uns die versunkene Welt der Vorzeit gezeigt hatte, steuerte er mit einer Kühnheit, die mich erbeben ließ, auf die befahrenen Meere Europas zu. Er offenbarte mir ein weiteres seiner Geheimnisse: einen natürlichen, unterseeischen Tunnel, den er „Arabischen Tunnel“ nannte und der unter dem Isthmus von Suez das Rote Meer mit dem Mittelländischen verband! In weniger als zwanzig Minuten durchfuhren wir, von der reißenden Strömung getragen, diese finstere Galerie und fanden uns im Meere der alten Griechen und Römer wieder.
Hier, in den Gewässern des griechischen Archipels, wurde ich Zeuge einer Szene, die mir einen tieferen Einblick in den Charakter Nemos gewährte. Ein Taucher, ein armer Teufel vom Kap Matapan, näherte sich unserem Schiff. Der Kapitän winkte ihm, und kurz darauf wurde ein mit Goldbarren gefüllter Koffer, Millionen von Francs an Wert, aus der Nautilus geschafft und dem Taucher übergeben. Ich begriff nun, welche Bestimmung jene Schätze hatten, die der Kapitän aus den versenkten Galeonen von Vigo hob. Er, der die Menschheit floh, unterstützte im Verborgenen die unterdrückten Völker in ihrem Freiheitskampf. Er war der Rächer der Leidenden, ein Engel des Hasses und der Wohltätigkeit zugleich!
Die Reise ging weiter, stets mit rasender Geschwindigkeit, als wollte der Kapitän einer unsichtbaren Bedrohung entfliehen. Wir umfuhren das Kap der Guten Hoffnung und stießen, zur Verzweiflung Ned Lands, wieder in die endlosen Weiten des Ozeans vor, diesmal in Richtung des antarktischen Eismeeres. Ich konnte nicht glauben, dass er die Verwegenheit besitzen würde, bis zum Südpol selbst vordringen zu wollen, einem Punkt, den noch kein Seefahrer je erreicht hatte. Doch für die Nautilus schien es keine Hindernisse zu geben.
Wir durchbrachen den südlichen Polarkreis und fanden uns in einem Labyrinth aus Eisbergen und treibenden Feldern wieder. Am 19. März, als die sechsmonatige Polarnacht hereinzubrechen drohte, durchstieß die Nautilus die letzte Eisbarriere und schwamm in einem freien, offenen Meer! Am 21. März, dem Tage des Äquinoktiums, bestieg der Kapitän eine Anhöhe auf einem neu entdeckten Landstück und nahm, als die Sonne zum letzten Mal den Horizont berührte, Besitz vom Südpol in seinem eigenen Namen!
Doch der Triumph währte nur kurz. Auf dem Rückweg schlossen sich die Eisfelder hinter uns. Ein umstürzender Eisberg hob die Nautilus aus der Tiefe und verkeilte sie unter einer unermesslichen Eisdecke. Wir waren gefangen! Achtundvierzig Stunden Luft blieben uns, während die Wände unseres Gefängnisses durch das gefrierende Wasser immer dicker wurden. In einem verzweifelten Kampf gegen die Zeit und die Natur, in dem die Mannschaft mit Hacken und die Maschine mit siedendem Wasser gegen das Eis ankämpften, gelang es dem Kapitän in letzter Minute, die Nautilus durch einen gewaltigen Stoß von unten durch die geschwächte Eisdecke zu rammen und uns dem sicheren Erstickungstod zu entreißen.
Dieses schreckliche Erlebnis hatte den Fluchtwillen Ned Lands nur noch bestärkt. Die Gelegenheit schien günstig, als die Nautilus die amerikanischen Küsten entlangfuhr. Doch unsere Pläne wurden durchkreuzt. Zuerst durch einen furchtbaren Kampf mit einer Herde Riesenkalmare, von denen einer einen Matrosen mit seinen Fangarmen ergriff und in die Tiefe riss. Der Schmerz des Kapitäns war unermesslich.
Kurz darauf sichteten wir ein Kriegsschiff, das uns mit voller Kraft verfolgte und das Feuer eröffnete. Ich erkannte nun die schreckliche Wahrheit: Die Nationen der Welt machten Jagd auf die Nautilus, nicht als Seeungeheuer, sondern als das Werk eines Mannes, der ihnen unversöhnlichen Hass geschworen hatte. Kapitän Nemo, verwandelt in einen Erzengel der Rache, nahm den Kampf an. Er tauchte unter und rammte mit seinem stählernen Schnabel das Kriegsschiff unter der Wasserlinie. Gelähmt vor Entsetzen sah ich durch das Fenster, wie das gewaltige Schiff sank und seine gesamte Mannschaft in einem furchtbaren Wirbel in die Tiefe zog.
Nach dieser grauenvollen Tat floh die Nautilus nordwärts, unstet und ziellos. Wir gerieten an der Küste Norwegens in den furchtbaren Strudel des Maelstroms. Dies war unsere letzte, verzweifelte Chance. Während die Nautilus von den Wogen hin- und hergeschleudert wurde, löste Ned Land die Bolzen unseres Beibootes. Ein Krachen, mein Kopf schlug gegen eine Eisenkante, und ich verlor die Besinnung. Als ich erwachte, befand ich mich mit meinen beiden Gefährten in der Hütte eines Fischers auf den Lofoten-Inseln. Wir waren gerettet.
Was aber ist aus der Nautilus und seinem Kapitän geworden? Hat er den Strudel überlebt? Möge der Hass in diesem wilden Gemüt sich beschwichtigen und der Gelehrte die friedliche Erforschung des Meeres fortsetzen. Das ist meine Hoffnung. Denn er und ich, wir sind die einzigen, welche die Antwort auf die Frage geben können: „Wer hat je die Tiefen des Abgrundes zu erforschen vermocht?“
* Inhalte mit Hilfe von KI zusammengefasst.